Kaufgrund ist im Grunde dieses Problem hier.
Denn ansonsten war ich mit der HPN glücklich -
nicht wunschlos, aber (weit mehr als) zufrieden. Ein weiteres Mopped war nicht
geplant.
Nach 6 Monaten vergeblicher Reparaturversuche jedoch hatte ich schlicht
die Nase gestrichen voll, ich war frustriert, hatte keine Ideen mehr und
wollte einfach mal wieder sorglos fahren. Ich wollte Boxer
fahren, und das (für mich) bequem.
Mit letzterem schieden für mich die "R9T Urban G/S" oder Scrambler aus
- 120 mm Federweg vorne, gefühlt noch nicht mal 80, man sitzt deutlich vornüber gebeugt - geht
nicht für mich, denn so Straßen, wo diese Haltung adäquat ist, meide ich eher.
Was bleibt also? Neue GS? Zu teuer. Außerdem geht's mir wie fast
immer: die Neuen gefallen mir nicht, das Design wird m.M. immer
abgedrehter und zum reinen Selbstzweck.
also eine der letzten nicht wassergekühlten GS ("Lufti").
mit Modellen, die die letzten aus ihrer Baureihe sind, habe ich
gute Erfahrungen gemacht.
Daß die 12er GS ebenfalls nicht perfekt sind, war mir bekannt - dennoch und
nicht umsonst ein feines Moped (siehe Verkaufszahlen, siehe auch
Gebrauchtpreise). Und: die letzte ihrer Baureihe!
Einziger und mir auch nach den ersten km
wieder voll präsenter Nachteil: sie wiegt ~20 kg mehr als die HPN, im Grunde
wie die 1100er, vor allem also vorne. Wobei es immer noch
wahr ist: das merkt man nur unterhalb von ~5 km/h. Darüber fallen die Kilos
rechts und links einfach runter. Pardauz.
Irgendwann mal "Pardauz" mit der 1200er zu machen,
werde ich allerdings sorgsam zu vermeiden versuchen. Im Netz sieht man Leute
Erstaunliches mit ihr offroad anstellen, aber so gut bin ich einfach nicht.
Mein Exemplar
EZ 2012, gekauft Anfang Mai 2023 mit ~61000 km, für einen (fand ich)
immer noch recht stolzen Preis. Die Teile werden halt hoch gehandelt.
Sonderfarbgebung "Rallye": für mich die schönste Farbgebung
bei den 12ern. "3 x schwarz" ist nicht mein Ding.
die übliche Vollausstattung: ABS, ESA, Heizgriffe, RDC - war noch was?
Lenkerhöherlegung ~25/25 mm nach oben und hinten - kommt mir
buchstäblich sehr entgegen.
Sturzbügel (original BMW): hätte ich persönlich mir nicht
montiert, sondern lieber "Hauben" über die Ventildeckel. Aber
jetzt sind sie eben dran.
Seitenständer-Erhöhung und Verbreiterung: ein Muß, finde ich
(hatte ich an der 1100er
ebenfalls)
und natürlich Koffer.
Mein Exemplar scheint insgesamt nur auf Straßen unterwegs gewesen zu
sein, wofür auch die Reifen sprechen ("Pirelli Scorpion Trail II"). Mit
diesen Straßenreifen geh' ich
auf keine Wiese, selbst Schotterwege fahre ich nur sehr zurückhaltend.
Traktion und Seitenführung sind dort
unterirdisch, da nutzt auch das ABS nix, wenn es seitlich ausbricht.
wie erwartet: Dampf ohne Ende, nix vibriert, liegt wie Brett, bequemer
Telelever, tolles Bremsgefühl infolge fehlendem "Nicken"
ABS ist schon echt klasse. Das Gefühl, immer adäquat bremsen zu können,
ist ungeheuer angenehm. Außer auf bestimmten Schotter-Sorten ist auch die
Bremsleistung "offroad" viel besser, als ich mich trauen würde. Ok, an
dieser Stelle sind sicher die aktuellen (wir schreiben das Jahr 2023)
ABS-Systeme sicher nochmal viel besser auf den Untergrund einstellbar.
aber damit würde man einen ganz gefährlichen Gedanken
zulassen, wenn man sowas wie die HPN liebt: die Elektronik ist besser
als fast jeder Fahrer...
Und das fehlende Eintauchen beim Bremsen: einfach toll! Ich hatte seit
der 1100er vergessen, wie super das Bremsgefühl mit Telelever ist.
Das wird eine echte Umstellung, wenn/falls die HPN mal wieder läuft!
die Verbrauchsanzeige meldet für mich erstaunlicherweise "4,9 l/100 km".
Hier hätte ich noch weniger erwartet, weil ich meine HPN
auf ~4,7 bekommen habe.
Ärgerlich: der zu
lange erste Gang, und der 5. könnte von mir aus entfallen. 4/5/6 liegen
mir zu dicht beieinander, da schaltet man rum, ohne daß sich viel ändert.
Solch ein Drehmomentmotor braucht entweder nur 5 Gänge, oder aber die Spreizung
wird deutlich größer.
Mein Wunsch: erster deutlich und zweiter Gang etwas kürzer. Dann könnte man auf Straßen durchaus auch im 2. anfahren - warum denn nicht? Und der erste wäre dann wirklich für Schrittgeschwindigkeit offroad
tauglich. Genau so, im Trial-Tempo, verbringt man in Hechlingen 2 volle Tage, immer am
Kuppeln...
Und das, obwohl angeblich ab MJ 2010 ("MÜ") der erste Gang sogar
schon kürzer als zuvor ausgelegt wurde (Link).
Das bei den 2V beliebte, weil einfache Spiel mit den
HAG ist hier kaum möglich (Link).
Bei mir dürfte ein ohnehin schon relativ kurzes HAG verbaut sein: i = 32:11
= 2,91.
Aber genauer beschäftigen werde ich mich damit wohl nicht. Bleibt
so.
Warum gibt es eigentlich keine Bordspannungs-Anzeige? Weil es hier an
der 1200er niemals Elektrikprobleme gibt, und das den User nur verwirrt?!?
Sicherlich ist die Elektrik hier um einige Generationen ausgereifter als bei
den 2-Ventilern, allerdings muß sie das auch sein! Im Falle von
Fehlfunktionen wird bestimmt dann irgendein Warnsymbol angehen oder
aufleuchten. Dennoch: ich finde eine simple Spannungsanzeige einfach gut.
Aber genug gekrittelt - nun Koffer dran und ab in den Sattel!
Erste Reisen ergaben nach gut 2 Monaten, daß ich mit der 1200er
Tagestouren von 350-400 km schaffe - gut 100 km mehr als letztes Jahr mit
der HPN. Das liegt am ruhigeren Motorlauf und sicher auch am Fahrwerk - vor
allem dem tollen Bremsverhalten dank Telelever.
der (originale Klappen-)Auspuff geht für mich absolut nicht, der ist mir
viel zu laut. Er wird gemäß einem in der Szene gängigem Tip ersetzt durch einen vom
Modell bis 2010, der
durch Hattech angepaßt wird (Durchmesser des Anschlusses hinterm
Kat bzw. genauer der Klappe).
Windschild: ich komme mit Windschutzscheiben generell nicht klar. Daher
wird dieses noch ersetzt durch etwas niedriges.
Gepäckbrücke: die originale liegt für mich unnötig hoch, auch hier gibt
es
Abhilfe bei Hattech (auf den Bilder oben bereits montiert).
Navihalter kommt natürlich noch dran, und Stromversorgung (vom sog.
"Cartool-Stecker")
weil die Batterie fertig war, mußte ganz schnell Ersatz her durch eine LiFePO von Louis (hat
nur 4Ah - sollte genügen, wenn auch sehr knapp)
wie schon bei der R1100GS,
haben mich die Verwirbelungen hinter der Scheibe massiv gestört. Nach
diversen Experimenten bin ich danintergekommen, daß es "ganz ohne" am
angenehmsten ist: laminare Anströmung des Helms, kein Gerüttel. Aber es
sieht
aus, finde ich. Da sieht man schon, daß da eigentlich was hingehört.
"WRS": sehr schick, aber immer noch zu hoch, bin damit gar nicht erst
gefahren, umgetauscht.
schneller Eigenbau aus Baumarkt-Alu: immer noch deutliche Verwirbelungen
An diese provisorische Verkleidung habe ich probehalber noch einen noch
provisorischeren "Spoiler" wie bei der 1100er
gemacht. Verwirbelungen waren dann weg, aber das Aussehen...
eine verkratzte originale Scheibe kupiert (sah ganz gut aus, fand ich)
verursachte immer noch Verwirbelungen. Auch hier einen Spoiler drauf...?
Aus optischen Gründen nicht realisiert.
Die Lösung: Lochblech! Selbst dieses hier mit 5 mm-Löchern läßt offenbar
den Winddruck eher durch als ihn nach oben abzulenken. Das Aussehen ist
sagen wir mal Geschmackssache,
mir gefällt's aber weit besser als ganz ohne. (Es fehlt noch der Kantenschutz.)
Reparaturen / Mängel
hiermit ist gemeint, was so an Reparaturen auftrat. Das müssen keine
"Mängel" sein, teils einfach nur Verschleiß.
Gelenk Telelever: Faltenbalg gerissen
hat der geübte TÜV'ie entdeckt - Kompliment, daß er diese vermutlich
modelltypische Schwachstelle kannte, dafür bin ich wirklich dankbar!
Dieses Kugelgelenk ist eins der (oder überhaupt das) zentralen
Bauelemente am Telelever: es ist das untere Lenkkopflager, wo gleich mehrere
Bewegungen auftreten. Es verbindet die untere Gabelbrücke mit dem
Telelever-Arm.
der Faltenbalg soll vermutlich unten am Gelenkteil an der Gabelbrücke starr anliegen,
und die Drehungen, die hier nun mal auftreten (Lenkbewegungen), sollen durch Gleiten oben (am
Telelever) aufgenommen werden. Mein Exemplar scheint jedoch oben und unten
"fest" gewesen zu sein, und dann mußte er einfach aufreißen. Unten wird der
Faltenbalg durch eine Metallspirale stramm angedrückt, oben durch einen
Kunststoffring, und dieser scheint bei meinem Exemplar zu stramm gesessen zu sein.
Oder die Fläche darunter war trocken.
Reparatur
ich habe den Balg (einzeln erhältlich) getauscht, was nach Lösen der
SW21-Mutter oben möglich ist. Gegenhalten mit Imbus, der dann den
"Kugelkopf" packt.
dann Mopped vorn am Motor aufbocken und das VR gerade so entlasten
ich habe nun den Telelever mit einem Ratschengut gegen die Feder etwas Richtung Lenker
gezogen, somit das Federbein um ~1 cm komprimiert (ist vielleicht gar nicht
nötig)
dann den Wagenheber weiter hochpumpen, bis das Kugelkopf-Gewinde oben freiliegt
alten Balg runterfieseln
ordentlich das Gelenk nachfetten, dabei auf Sauberkeit achten!
neuen Balg drauf: darauf achten, daß er oben und unten in die Nuten
einschnappt!
wieder verschrauben, dabei Schraubensicherung ("Loctite") verwenden
fertig
Tip: prüft bei Euch, ob der Balg bei Lenkerbewegungen oben gleitet, ggf.
dort etwas
Ballistol reingeben.
auf die schwört ein guter Freund seit Ewigkeiten, auch im Vergleich zu
den Pirelli Scorpion Rally STR,
die ich ihm mal erfolgreich ans Herz gelegt hatte
montiert zum Juli 2023, zuvor "Pirelli Scorpion Trail II", die für mich
reine Straßenreifen sind. Dort aber tadellos waren.
Erwartung: wieder vernünftig Schotter fahren können, v.a. Thema Seitenführung!
in der Szene gibt's kaum wirklich harsche Kritik. Sind halt Klassiker,
die ihre Kompromisse einfordern.
praktisch ist in diesem Zusammenhang das RDC: speziell der VR der
Heidi's soll gern mal leicht Luft verlieren.
Eindruck nach ~1300 km:
auf Schotter ein einer Enduro würdiger Reifen: Traktion und
Seitenführung sind jetzt vorhanden
aber ab ~110 km/h leichtes Pendeln: ich vermute, das kommt vom VR
habe eine Gebrauchte von Touratech ergattert (gibt's zu meiner
Überraschung nicht mehr neu - offenbar hat jeder Lufti-Fahrer schon längst
alles zusammengekauft und jetzt kommt kein Umsatz mehr zustande)
leider keine "Click & go"-Befestigung über eine Grundplatte, sondern
ganz konventionell mit Riemen
m.M. einfach ein genialer kleiner "Kofferraum", Topcases finde ich
viel
zu groß & v.a. schwer (beeinflussen das Fahrverhalten negativ, selbst
wenn leer). Genügt für eine Eine-Woche-Tour.
man (ich) kann sogar normal aufsteigen, das Bein rüberschwingen, wenn
die Tasche
nicht auf "Stufe 2" expandiert ist